Vor einigen Wochen war ich mit Freunden auf einem Segelboot unterwegs.
Wir hatten ruhiges Wetter und eher wenig Wind.
Ganz im Gegensatz zu der Bibelstelle, in der Jesus gemeinsam mit seinen Jüngern auf dem See Genezareth unterwegs war und sie in einen Sturm geraten sind. Dramatisch erzählt die Bibel die Geschichte vom Sturm auf dem See Genezareth und mittendrin Jesus und seine Jünger.
Auch wir erleben gerade stürmische Zeiten. Unsere Kirche ist auf dem Weg in die gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit, unsere ganze Welt im Umbruch.
Kriege, Klimakrise, Armut und Naturkatastrophen prägen die Nachrichtenlage und deren nicht absehbare Folgen bereiten vielen Menschen Sorgen.
Wie kann ich in dieser Zeit mein Gleichgewicht behalten, auf was kann ich vertrauen?
Auf den Steuermann, auf mein Boot, auf meine eigene Fähigkeit, die wildesten Stürme zu überstehen mit Hilfe meiner Freunde und Familie aber auch im Vertrauen auf Gott?
Gemeinsam in einem Boot unterwegs zu sein - so wie Jesus und die Jünger damals - erfordert Kraft, Kompromissfähigkeit und Ausdauer eines jeden Einzelnen. Jeder muss sich auf jeden verlassen können, der verantwortliche Bootsführer muss den Überblick behalten.
„Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich und es trat völlige Stille ein. Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“
Die Jünger sind in Not geraten. Sie haben Angst, sind aufgewühlt.
Solche Gefühle erleben wir Menschen zu allen Zeiten. Manchmal geraten wir in Panik, haben Angst. Die einen wollen durch aktives Handeln retten, was zu retten ist. Andere erlahmen in schwierigen Lebenssituationen, werden vielleicht sogar krank. Gläubige Menschen beten. Ist das die Rettung? Von Franz Grillparzer stammt der Satz „Gott nimmt nicht die Lasten, er stärkt die Schultern.“ Beten verändert also nicht die Situation, aber stärkt das Herz. Die Seele wird ruhig wie damals der See Genezareth. Das hat vielleicht etwas mit Gottvertrauen zu tun oder zumindest mit der Sehnsucht danach.
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.
Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.
Ich wünsche Ihnen Zeit zum Beten, innere Ruhe und ein Gefühl der Geborgenheit bei Gott und den Mitmenschen - auch in stürmischen Zeiten.
Birgit Rettinger
Gemeindeteam